Die WSGR und der Laser 2 – Vorgeschichte

Nachdem ich irgendwann zum Ersatztrainer der Optigruppe berufen wurde, dann die Opti „Regattagruppe“ trainiert habe und schlussendlich mit einem Trick die Optisegler auf den Laser 1 gebracht habe, trainierten die Jugendlichen ab diesem Zeitpunkt fleißig, engagiert und mit großem Wissensdurst. Dieses Boot fuhr auch bei wenig Wind, konnte gleiten, war nach dem (Spaß-) Kentern nicht kurz vor dem Sinken und war natürlich auch um ein Vielfaches cooler als ein Opti.
So trainierten wir Leichtwindsegeln, Rollwenden, Längs- und Quertrimm, Halsen bei etwas mehr Wind (und dann auch bei noch mehr Wind) und trockneten oft mal so zum Spaß auf dem See das Schwert und das Ruder. Die wirklich schweren Themen waren der Segeltrimm („… bis wir auf diesem See getrimmt haben, ist der Wind sowieso schon wieder ganz anders!“), die Vorfahrtsregeln („… du musst uns nur beibringen, richtig schnell zu segeln, dann brauchen wir die nicht!“), Regattaregeln („… segeln wir sowieso nicht!“) und Aufschiesser („WER BRAUCHT DAS? WIR HABEN DOCH KEINEN STEGLIEGEPLATZ!“).
Natürlich waren wir alle weit davon weg, im Sinne irgendeines Vergleichswettbewerbs gute Laser 1 Segler zu sein, doch inzwischen waren alle in der Lage, auch bei mehr Wind als Segel und Crewgewicht es eigentlich zulassen würden, zu segeln oder doch zumindest an unseren Strand zurück zu kommen.
Und auf einmal stand ich vor ganz neuen, unerwarteten und doch verständlichen Problemen.

  • „Kann ich mit der Lara segeln?“ – „Warum?“ – „Immer alleine segeln ist doof!“
  • „Ich will mal Cat segeln!“ – „Warum?“ – „Die haben ein Trapez, viel cooler!“
  • „Na ja, der Laser ist schon gut, aber irgendwie auch öde!“.

Dies trifft natürlich nicht auf Segler zu, die dieses Boot wirklich beherrschen oder beherrschen wollen.

Was nun?
Ein (oder mehr) Zweimannboot muß her! Vereinspsychologisch sehr heikel, denn der hatte zwei Jahre vorher zwei 470er verkauft, da sie drohten, bei uns auf der Wiese fest zu wachsen. Und nun soll man den Mitgliedern vermitteln, daß genau solche Boote wieder angeschafft werden sollen.
Zudem wäre es auch für mich sehr schwierig gewesen, die Komplexität eines solchen Bootes 12- bis 14-jährigen zu vermitteln und ihnen die Angst vor diesen ganzen „Schnürchen“ zu nehmen.

Welches Boot?
Ich fragte alle ehemaligen und aktuellen Jollensegler im Verein, da mir als ideales Boot nur der Klepper Joungster einfiel. Ja, ich bin schon etwas älter, aber ich fand das Boot und die Idee, die dahinter stand, genial. Keiner der Vorschläge konnte mich wirklich überzeugen, so daß wir bei den neuen Jollen auf die Suche gingen. Passender Weise hatte Laser zu dieser Zeit eine PR Aktion am Brombachsee und wir konnten den Laser Vago probesegeln. Die erste Überraschung: wenn man das Ding auf dem Slipwagen bewegt, wiegt es gefühlt 400 kg! Wie sollen Jugendliche so ein Schlachtschiff alleine slippen? Dafür aber laut Promoter unkaputtbar! Naja. Ab aufs Wasser, mit Genaker und allem Popanz, aber ohne Trapez. Drei aus meiner Gruppe waren mit dem „Bomber“ unterwegs und ich hatte schon den Eindruck, meine Meinung revidieren zu müssen. Es sah alles nach Spaß aus!
Aber der Eindruck kann, wie oft im Leben, täuschen! Ich war völlig überrascht, was da an Aussagen kam, als sie zurück waren! Sollten das doch wirkliche Segler sein?

  • „… unmöglich! Ich bin dagegen!“
  • „… das ist ein Kajütschiff ohne Kajüte!“
  • „… da kommt eine Bö, und das interessiert das DING überhaupt nicht! Das wird erst 5 Min später etwas schneller! Nein!“

Alles auf Anfang? Nächster Versuch:
Ein befreundeter Segelclub hatte eine RS Feva! Ob wir die mal probesegeln können? Na klar! Termin ausgemacht, hingefahren, aufgebaut! Zu diesem Termin konnte leider nur meine Tochter Juliane mitkommen, sollte aber auch kein Problem sein, wie sich später herausstellte.
Und wieder das aktuelle Problem, doch diesmal erwischte es mich mit aller Macht, oder besser gesagt mit allem Gewicht: Das Boot war fertig und ich sagte noch, ich bringe es schon mal ins Wasser. Die Sliprampe war wirklich nicht steil, in meinen Augen eher flacher als gewöhnlich! Heck zum Wasser und los! Dann ging es aber auch wirklich los! Ich versuchte noch, das Ding irgendwie zu bremsen, aber nach kurzer Zeit gab ich nach und rannte mit dem Slipwagen, bestückt mit einem segelnden Schlachtschiff, gen See. Dem Himmel sei Dank, war die Sliprampe nicht länger, noch mehr Beschleunigung hätte mein Fahrgestell nicht verkraftet und wir schlugen im See ein. Boot voll! Alles übers Heck reingelaufen!
Die Stimme aus dem Verein in Form des Vorsitzenden: „Na alleine macht man das auch nicht!“. Wie sollen es zwei 13-jährige schaffen, wenn ich es nicht alleine schaffe?
Ich mache es kurz, nachdem meine Tochter mit ihrem Cousin 10 Minuten Feva gesegelt war, nahmen sich die beiden einen alten, aber sehr schönen, Tasar und hatten noch viel Spaß. Feva wurde seit dem nicht mehr erwähnt!
Nun machte sich bei mir wirklich langsam Verzweiflung breit. Wir begannen im Verein zu überlegen, ob es Sinn macht, einem 470er sozusagen einen generellen Grundtrimm zu geben und die entsprechenden Leinen zu entfernen. Diese Idee wurde aber (glücklicherweise) wieder verworfen.
Eines Abends bei uns in der Küche sinnierte ich wieder einmal über die ungeklärte Bootsfrage, als meine Frau den entscheidenden Anstoß gab: „Was ist denn mit dem Boot, mit dem ihr in Österreich Kenterübungen gemacht habt? Wäre das nicht etwas?“.
Stimmt, da war was! Laser 2! Genau! Spinnaker! Trapez! leicht! schnell! Einfacher Aufbau!
Und auf einmal hatte ich, dank Andrea, 6 Ausrufezeichen hinter den Anforderungen, die ich an ein Jugendboot stelle. Und meiner Gruppe wäre dieses Boot wie auf den Leib geschrieben.

Entschieden! Laser 2!
Aber nun den Verein überzeugen, daß nun wieder Jugendliche da sind, die Boote auch segeln würden. Die diese Boote segeln würden.
Einen Laser 2 kauften wir privat mit den Eltern der Mitseglerin von Juliane. Für einen hatte ich die finanzielle Freigabe durch den Verein. 2 Boote für 7 Jugendliche? Es müssen 3 Boote sein! Ich ließ nicht locker, was mir aber erst einmal gar nichts brachte. Ich brachte die Idee auf, daß das 3’te Boot mit Spendengeldern angeschafft werden könnte und machte mich im Verein auf die Suche. Dank vieler Spenden waren wir dann endlich soweit, daß wir insgesamt drei Laser 2 aus Göttingen holen konnten.

Seitdem haben wir eine Jugendgruppe, die begeistert, umsichtig und verantwortungsbewusst inzwischen von 0,1 bis 6 Bft Laser 2 segelt!

Auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an alle, die es uns ermöglicht haben, mit diesen tollen Booten segeln und trainieren zu dürfen.
Wolfram Strauß.

Anmerkung: die Testberichte zu einzelnen Jollen aus dem Hause Laser und RS spiegeln die Meinung des Autors wieder und sind keine offizielle Stellungnahme der Laser2-Klasse 😉